Lob der Faulheit

DJDream, 2008, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm. Vielleicht das schwierigste Bild, das ich je gemalt habe, was an den Gesichtsausdrücken lag, die ich genau so haben wollte.
DJDream, 2008, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm. Vielleicht das schwierigste Bild, das ich je gemalt habe, was an den Gesichtsausdrücken lag, die ich genau so haben wollte.

Manchmal, wenn mir eine schwierige Sache gelungen ist,  werde ich von jemandem wahlweise für meine Willenskraft, meinen Fleiss oder gar für meine Disziplin gelobt.

Das ist sicher sehr nett gemeint, nur ist das leider ein vollkommener Irrtum, ein falscher Gedankengang: mein natürlicher Zustand ist Faulheit.

 

Immer, wenn ich etwas mit Willenskraft durchzuziehen versuche, scheitere ich grandios. Hindernisse türmen sich auf, der Sinn geht mir unterwegs verloren, und sollte ich doch irgendwie noch ans Ziel kommen, bedeutet es mir unterdessen nichts mehr. Erschöpfung macht sich breit...

 

 

 

Im ersten Teil des verlinkten Youtube Videos spricht Ayya Khema über die von Buddha gelehrten "5 Hindernisse" (je nach Übersetzung auch als "Hemmungen" oder "Überwucherungen des Geistes" bezeichnet), die der Meditation bzw. Erleuchtung im Wege stehen, besonders über das dritte Hindernis, die Faulheit (auch "Starrheit", "Mattigkeit", "Trägheit"). Demnach bin ich nicht allein, die gesamte Menschheit leidet unter diesen Hindernissen. Nur die prozentuale Verteilung der Hindernisse variiert - das ist erstmal beruhigend zu wissen...

 

Wie kommt es also, dass ich mich manchmal freiwillig so anstrenge? Stundenlang an einem Bild male, das keiner bestellt hat und mit dem ich keinen Blumentopf gewinnen werde?

 

Aus Ayya Khemas Lehrrede wird unter anderem klar, dass das Gegenteil von Faulheit nicht Willenskraft, Fleiss oder leere Aktivität ist, sondern Liebe und Hingabe.

Das entspricht meiner Erfahrung beim Malen oder Zeichnen. Es ist anstrengend. Was ich mir vorgenommen habe, ist vielleicht schwierig. Mich anzustrengen, macht mich glücklich. Es erlaubt mir, meine Fähigkeiten auszudehnen. Ich habe meine Welt um etwas bereichert, dem ich mich hingegeben habe. Weil mich meine Arbeit  interessiert, bin ich fokussiert und offen. Dieser offene Fokus (manchmal auch als "Absicht" bezeichnet) ermöglicht eine hingebungsvolle, liebevolle Arbeit, die mich nährt statt erschöpft.

 

Kein Vergleich mit Willenskraft und Disziplin!