Sobald Weihnachten verräumt ist, Anfang Jahr, muss ein Strauss Tulpen her.
Es ist noch nicht der Fanfarenklang, mit dem man sich das Eintreffen des Frühlings wünscht. Eher eine bange Frage: "Hallo Frühling?" mit Fragezeichen, sozusagen.
Dieses kleine Bild ist Teil einer Serie in Arbeit von in Öl auf Leinwand ausgeführten, sorgsam gemalten Kostbarkeiten in sanften, gedeckten Farben.
Während Acrylfarben sich für mein Empfinden anbieten, um wilde Schichten aufeinanderzulegen und wieder abzutragen und Collageelemente einzubinden, haben Ölfarben immer diese verlangsamende,
zentrierende, nach innen führende Wirkung auf mich. Ich male ganz langsam und kontrolliert damit.
Vielleicht habe ich immer noch diesen Prüfungsexperten im Ohr, der mir vor über 20 Jahren zu meinen (damals zugegebenermassen schludrig gemalten, hochstapelnden) Werken sagte, es tue ihm weh, die
altehrwürdige Kunst der Malerei so behandelt zu sehen, und ich möge mir doch für meine Zukunft überlegen, ob ich nicht liebevoller mit ihr umgehen möchte?
Er war trotz seiner Aussage Teil der Fraktion, die mir mein Diplom als visuelle Gestalterin verleihen wollten. Ich vergass ihn nie, im Gegensatz zu den Argumenten derer, die mich
durchfallen lassen wollten.
Ich begann die Kostbarkeit der Werke von Jahrhunderte alter Malerei zu schätzen: die Unwahrscheinlichkeit, dass sie bis heute überdauert hatten, die fromme Inbrunst, die Sorgfalt, das Können und Wissen, die teuren Pigmente...